Sonntag - 30 08 2020

Scheitern mit Kalkül

Letzte Woche hatte ich es schon mit dem Scheitern. Ich lerne wahnsinnig gerne und ich scheitere wahnsinnig ungerne. Die beiden liefern sich ständig ein Gefecht und ich muss mich immer wieder eines Besseren überzeugen.

Beim Telefonieren habe ich mich heute in Rage geredet und da sagte meine Mutter: du bist ja richtig philosophisch.

Ja! Das stimmt. Die Philosophie hat sich immer mit den großen Fragen beschäftigt und hat sogar erst diese Fragen aufgeworfen, damit sich Menschen bewusst werden.

Wir hatten es in dem Gespräch über das Ziele setzen. Setze dir große Ziele, sagte sie. Gute Mutter, die so etwas sagt! Das erinnerte mich an diese Google Untersuchung (sorry, ich weiß die exakte Quelle gerade nicht mehr):

Setze dir Ziele. Lass 50% deiner Ziele so groß sein, dass sie zu 50% scheitern werden.

Ist das nicht irre? Wie groß ist deine Fehlertoleranz? Wie gehst du damit um, wenn 50% aller deiner Vorhaben in die Hose gehen? Wenn 50% aller Bilder, die du malst, für den Abfalleimer sind? In einem Interview hörte ich einen anderen Vergleich: Im Baseball wird ein Spieler zum Star, wenn es ihm gelingt, 3 von 10 Bällen zu treffen. Das ist eine Fehlerquote von 70%.

Da bin ich wach geworden.

  1. Wir trauen uns gar nicht mehr Ziele zu setzen, weil wir zu „Realisten“ geworden sind. Wir visieren nur realistische Ziele an.
  2. Wir trauen uns nicht große Ziele anzuvisieren, weil wir Angst haben, sie nicht zu erreichen und dann enttäuscht zu sein. Ich habe einen Menschen in meinem Bekanntenkreis, der sagt: „Ich habe aufgehört zu träumen, dann kann ich schon nicht enttäuscht werden.“ Das ist deprimierend. Die Möchte-Gerne-Spirituellen können ganz schlimm sein, denn sie nenne das dann „Nicht-Anhaftung“. Sie trauen sich nicht mehr etwas zu begehren. Andres Thema.

Diese 50 % Regel hebelt das völlig aus.

Ich finde sowieso unglaublich spannend, dass die Wissenschaften immer mehr die weichen, kreativen Fähigkeiten in den Fokus stellen. Der Autor Daniel Pink hält die Künstler für die neuen Denker des digitalen Zeitalters. Alles andere kann entweder automatisiert oder outgesourct (schreibt man das so?) werden. Nur das kreative Denken nicht.

Setzt du dir Ziele?

Wenn ja, schreibst du sie auch auf?

Hast du Herzenswünsche, die sich zu groß anfühlen, um jemals realisierbar zu sein?

Hast du denen mal Raum gegeben?

Weißt du, es geht bei dem „Wünschen“ und „Ziele setzen“ um ein Gefühl der Vorfreude.

Das ist eigentlich der Clou an der Sache. Durch die Vorfreude entsteht eine andere Chemie im Kopf und dadurch wiederum handelt man anders. Das wiederum macht das Erreichen des Zieles oder das Wahrnehmen von glücklichen Gelegenheiten wahrscheinlicher.

Was hat das mit dem Malen und der Kunst zu tun?

Welche kreativen Wünsche hast du, die du gerne realisieren möchtest?

Eine Ausstellung in den Deichtorhallen? Oder im Centre Pompidou?

Eine Publikation in einer Designerzeitschrift wie AD?

Ein Kunstförderpreis? Ein Künstlerstipendium?

Was für ein Ziel hast du mit deiner Kunst?

 

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