Mittwoch - 07 08 2019

Kontraste verstehen

Stell dir eine Messlatte vor. Auf der einen Seite steht das Wort Gleichmaß und auf der anderen Seite steht das Wort Gegensatz. auf dieser Seite ist alles gleichartig, dort ist alles total verschieden. Das eine Extrem suggeriert Ruhe, Stabilität und vielleicht sogar Monotonie. Das andere steht für Aufregung, Spannung, Abwechslung.
Wo befindet sich dein Wohlfühlort auf dieser fiktiven Skala? Und in deiner Malerei: In welchem Verhältnis stehen Ruhe und Bewegung?
Ganz allgemein wird behauptet, dass ein Kunstwerk beides braucht, um interessant zu sein. Aber die moderne Kunst hat alle Regeln auf dem Kopf gestellt und hat dem Malenden die Aufgabe überlassen, seine eigenen Regeln aufzustellen.
Denke an ein monochromes Bild. Wo ist da der Gegensatz oder die Bewegung? Es muss dem Künstler hier um etwas ganz anderes gehen.
Denke an serielle Bilder, in denen ein Element wiederholt wird, z.B. Linien, Kreisen, Farbflecken. Der Künstler will damit einen anderen Eindruck schaffen.
Als Künstlerin mache ich mir Gedanken um so etwas, um meine eigene Antwort darauf zu finden, welches Verhältnis zwischen Gleichmaß und Gegensatz mein Ausdruck braucht. Wenn einem gefällt, was man da tut, ist das ein Zeichen dafür, dass etwas Inneres Ausdruck gefunden hat. Die Hoffnung besteht, dass es auch geeignete Betrachter geben möge, die sich mit ihrer Sensibilität in dieser Form wiedererkennen.

Woran bist du am allermeisten interessiert beim Malen?

Ich stelle mir die Elemente der Kunst wie Bälle vor, mit denen ich jongiere.
Ein Ball ist das Element der Form, der andere Ball steht für die Farbe und wieder an anderer ist der Tonwert und dann kann ich noch weitere hinzufügen, so dass es richtig interessant wird. Die Linie. Die Textur. Die Räumlichkeit. Und auch die Prinzipien des Design kommen mit ins Spiel, denn ich kann ja alle Element auf so verschiedenen Weise verändern.

Jeder Künstler hat seine Vorlieben, die sich aus der persönlichen Sensibilität ergeben.
Deswegen ist ja die Kunst so vielfältig. Wir reagieren alle anders auf unsere Umgebung. Manche Künstler verzichten auf Farbe, weil sie nicht wichtig für sie ist. Andere verzichten auf Formhierachien, weil sie die Rechteckigkeit der Bildfläche betonen möchten.

Ich habe festgestellt, dass mich seit längerer Zeit Flächenkontraste am meisten interessieren. Ich bin an der Bildaufteilung interessiert. Es geht mir darum, durch die Verteilung der Flächen im Bild einen Bildraum zu erzeugen, der Spannung hat. Und letztendlich bin ich an dem Drama zwischen Licht und Schatten interessiert.

Auf welches visuelle Element reagierst du am stärksten?
Farbe? Linien? Strukturen? Licht? Räumlichkeit? Tonwertübergänge?
Welches visuelle Element beflügelt immer wieder aufs Neue deine Kreativität?

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