Freitag - 13 03 2020

Das innere Kind einladen

Menschsein ist echt verwirrend. Ich stelle mir manchmal vor,  dass wir aus unterschiedlichen Ebenen bestehen, wie so ein Schichtkuchen. Das Denken, der Wille, die Impulse, die Konditionierungen, Vermeidungsstrategien und all diese wechselnden Gefühlslagen. Die Welt kommt mir manchmal vor wie eine Bahnhofshalle, innen wie außen. Man braucht ein halbes Leben, um sich darin auszukennen! Und heute im Zeitalter der Digitalisierung und der Verfügbarkeit von Informationen drohen wir den Kontakt zu unserem Inneren zu verlieren. Wenn wir nicht verbunden sind mit der Quelle, sind wir wie Blätter im Wind. Wo laufen denn all diese Fäden zusammen? Worauf greifen wir zurück, wenn es darum geht, kreativ zu sein? Ich glaube, dass unsere innere Natur zeitlos ist. In der Psychologie nennt man diese Instanz das innere Kind.

Das innere Kind ist verbunden mit der Lebenskraft, der Lebensfreude, der Kraft der Heilung und des Schöpferischen.
Deswegen ist es von großer Bedeutung, dass wir dieses innere Kind achten und ehren. Kunst ist der Lieblingsraum des inneren Kindes, denn in der Kunst triumphiert die Kraft der Vorstellung über die Realität. Das ist der Nährboden des Schöpferischen.

Beim Malen gibt es auch diese verschiedenen Ebenen:

  • Das Material mit seinen innewohnenden Eigenschaften und seiner eigenen Symbolkraft
  • Die technischen Kenntnisse und Fertigkeiten, das Handwerkszeug, das wir brauchen, um das Material zu formen
  • Die Wahrnehmung, das visuelle Denken, damit wir das auswerten können, was wir sehen
  • Die eigene kreative DNA, die Inspiration, die Intuition

Ich habe lange gebraucht, diese Schichten so ein klein wenig voneinander zu unterscheiden.
Das hat mir geholfen, mich aufzurappeln, wenn ich mal mit meiner Kunst in einer Sackgasse landete.  Ich bin manchmal über die eigenen Füße gestolpert, weil ich zu ungeduldig oder zu störrisch war.
Diese Schichten zu verstehen, hat mir geholfen meine Kunst weiterzuentwickeln und einen weiteren Blick zu bekommen.
Das geht am besten mit Fragen.

Oft hapert es  an den technischen Fertigkeiten. Gerade am Anfang der malerischen Entwicklung. Ich wünschte, ich hätte damals weniger an mir gezweifelt und einfach weitergemalt.
Kennst du das auch: du bist voll inspiriert und weißt einfach nicht, wie du dem Gestalt geben kannst, was dir vorschwebt?
Der Teil der malerischen Entwicklung, der am längsten dauert, ist das Sehenlernen: die visuelle Wahrnehmung.
Das Malenlernen ist eigentlich nicht so schwer. Aber das Sehenlernen kann durchaus ein ganzes Leben dauern. Eben, weil wir immer mehr sehen.
Das ist ja auch das Schöne an der Kunst: sie hat kein Ende und ist unendlich vielfältig. Und sie ist aufs Engste mit unserem Leben verbunden.

Das innere Kind erinnert uns immer daran, dass wir schöpferische Menschen sind und dass das größte Glück darin besteht, etwas mit den eigenen Händen zu formen und sich darin wiederzuerkennen.

Und wann spüren wir das innere Kind am leichtesten? Ganz klar: beim Spielen.
Deshalb ist das Spiel die beste Methode, die Welt  zu verstehen und zu formen.

Wenn du eher aus dem Bauch malst und dich von Gefühlen leiten lässt, ist das Wort Bildgestaltung eher abschreckend. Es klingt nach Regeln und nicht nach Freiheit. Wenn ich das Wort „Bildgestaltung“ höre, dann denke ich: Ich muss erst theoretisch etwas lernen, bevor ich kreativ sein darf.  Zu Recht, denn wir wollen uns von keiner Theorie den Spass vermiesen lassen.
Der Witz ist, dass die Freiheit erst hinter den Regeln auf uns wartet. Komischerweise wird man kreativer, wenn man sich an ein paar Regeln hält. Die gute Nachricht: man kann sie sich selbst geben!

In dem Themenworkshop in meinem Atelier  am 28.03.2020 kannst du erleben, dass Bildgestaltung nicht schwer ist, wenn wir die Hände machen lassen, beobachten und entdecken. Der Workshop beginnt um 14.00 Uhr und geht bis 19.00 Uhr. Wir malen auf kleinen Formaten und machen uns eine eigene Toolbox mit den Elementen der Kunst, aus denen wir unsere eigenen Regeln basteln können.  Miniformate mit großer Wirkung werden an diesem Nachmittag entstehen. Wenn dich das inspiriert, klicke hier für mehr Informationen!

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